Fast jeder Manager möchte schneller werden und meint damit, dass die Umsetzung seines Produkts oder seines Services zu viel Zeit kostet. Kostenreduzierung, mehr schaffen in weniger Zeit usw. heißt, er möchte effizienter werden. 

Schnelligkeit kann aber auch Reaktionsgeschwindigkeit bedeuten: Wie schnell kann ich bei einer Änderung des Umfelds oder bei Schwierigkeiten reagieren, also wie effektiv ist mein Handeln. Diese Art von Schnelligkeit ist es, die „agil“ den Namen gegeben hat.

Beides gleichzeitig kann ich nicht erreichen. Ich muss Effizienz und Effektivität klar voneinander unterscheiden. Das Ziel muss sein, beides zu balancieren. 

Definition Effizienz 
Effizienz ist mathematisch definiert als:

Effizienz = Ergebnis / Aufwand.

Das heißt, die Dinge richtig tun: Das Ergebnis erreichen mit möglichst wenig Ressourcen und in kürzester Zeit. Ein Beispiel: Wir wollen segeln, von Portugal nach Mexiko. Eine effiziente Route wäre eine direkte Linie zwischen unserem Startpunkt und unserem Ziel. Diesen Weg zu finden ist ein kompliziertes Problem. Mit genug Informationen können wir die Reise schnell planen. Alle Unternehmen, die im 20. Jahrhundert Erfolg hatten, sind auf Effizienz getrimmt. Das macht sich in Aussagen bemerkbar, wie: „Um weiterhin erfolgreich zu sein, müssen wir Stellen abbauen“ oder „Wir müssen unsere Prozesse optimieren“. Das Problem dabei ist nur, dass die Welt immer komplexer wird. Auf der Reise in unserem Beispiel gibt es Stürme, die umgangen werden müssen, es gibt Meeresströmungen und am Zielort gelten vielleicht plötzlich Einreisebeschränkungen. Wir haben es also mit einem offenen, komplexen System zu tun. Fokussieren wir in einem solchen System auf Effizienz, werden wir fragil. Eine Änderung der Bedingungen bringt uns schnell zum Kentern. 

Definition Effektivität
Effektivität ist mathematisch definiert als:        

Effektivität = Ergebnis / Ziel 

Das heißt, die richtigen Dinge tun: Das Ergebnis erreichen in kleinen Schritten und ggf. Änderung des Ziels. Beispiel: Statt zu planen, bereiten wir uns für unseren Segeltörn nach Amerika lieber auf Unwägbarkeiten vor. Auf der Reise steht immer einer von uns an Deck und beobachtet das Umfeld. Wir hören Radio und tauschen uns mit der Küstenwache aus. Das führt dazu, dass wir immer wieder unseren Kurs anpassen, hin und wieder auch einfach mal ausprobieren, ob was gut funktioniert oder nicht. Vielleicht stellen wir auf dem Weg sogar fest, dass Mexiko gar nicht das beste Ziel ist, sondern Florida. Unsere Route sieht aus, wie eine Schlangenlinie, aber wir erreichen das bestmögliche Ziel.

Ein effektives Vorgehen ist gut geeignet in offenen, komplexen Systemen, in denen wir jederzeit reagieren können müssen. Effektivität ist resilient. Wir können das Kentern unseres Bootes vermeiden, ggf. haben wir auch noch Beibote und Schwimmwesten. Aber das braucht Zeit und Raum. 

Balance 

Effizienz und Effektivität sind also zwei Seiten einer Medaille, wir können nicht beides gleichzeitig erreichen. Die Fähigkeit, reagieren zu können widerspricht dem Gedanken, mit möglichst wenig Zeit zum vorherbestimmten Ziel zu kommen. Ausweichen und ausprobieren (experimentieren) widerspricht dem Gedanken von Standardabläufen. 

Bei Agilität geht es zunächst einmal um Effektivität. „Ich möchte effizienter werden durch agile Methoden“ ist also erst mal ein Widerspruch. Effizienz und Effektivität ergänzen sich aber auf lange Sicht. Effektivität kann nämlich effizient sein, wenn am Ende die Erkenntnis steht, dass in unserem Beispiel die Entscheidung für Florida (in der Praxis die Entwicklung eines anderen Produkts oder ein Services) im nachhinein die Bessere war. Die Zeit zur Anpassung des Weges ist viel geringer, als nach einem Scheitern wieder von vorne anfangen zu müssen oder von Mexiko dann mühsam nach Florida zu gelangen.